Sehr geehrter Herr Prof. Ewen,
In der Unfallchirurgie wird während EINER OP sehr viel geröngt. Ich habe z.B. gesehen, dass nach einer OP auf dem Röntgengerät 533 cGy*cm² stand. Wenn man das nun 4 Monate jeden Tag 1-3 derartige OPs mitmacht (mitmachen muss wg Ausbildung) (mit Bleischutz), wie ist die gefährdung einzuschätzen?
Vielen Dank.
Praxis und Strahglenbelastung in der Unfallchirurgie
Sehr geehrte Frau Stepuk, lassen Sie uns mal ein wenig rechnen (oder besser: abschätzen). Dosisflächenprodukt (DFP): ca. 500 cGy x cm2 (= 500 uGy x m2) pro OP-Maßnahme (U).Umrechnung in die Strahlenexposition H einer etwa 1 m vom Patienten entfernt stehenden Person: H (in uGy) = 0,06 (in uGy/uGy x m2) x DFP (in uGy x m2) = 0,06 x 500 = 30 uGy/U = 30 uSv/U. Für Röntgenstrahlung gilt: 1 uGy = 1 uSv. Im Mittel haben wir 2 OP-Maßnahmen (U = 2) pro Tag, so dass die Dosis pro Jahr (mit 1 Jahr entspricht 200 Arbeitstagen) 200 x 30 x 2 = 12000 uSv/Jahr = 12 mSv/Jahr beträgt. Zurück gerechnet auf 4 Monate ist für diesen Zeitraum die Exposition dieser Person 4 mSv (ohne Schutzkleidung!). Die Schwächung einer in der Rö-Diagnostik üblichen Schutzschürze (Bleigleichwert: 0,35 mm) hängt von der Röhrenspannung ab. Sagen wir: Unter der Schürze beträgt die Dosis noch 5 %, so dass die Exposition der Person (unter der Schürze) unter den o.g. Voraussetzungen 0,2 mSv pro 4 Monate beträgt. Das alles ist mehr eine Abschätzung als eine exakte Rechnung, gibt Ihnen aber eine ungefähre Größenordnung. Fazit: Mit diesem Wert sind Sie weit von dem Grenzwert für beruflich strahlenexponierte Personen entfernt (effektive Dosis: 20 mSv/Jahr nach RöV) entfernt, müssen aber wirklich immer Schutzkleidung tragen und sollten mit dem vor Ort zuständigen Strahlenschutzbeauftragten sprechen, ob zusätzlich auch ein Schilddrüsenschutz genutzt werden sollte. Mit freundlichem Gruß K. Ewen
Derzeit wird auf die Antwort eines Experten gewartet. Sobald dieser seine Antwort eingegeben hat können Sie gern Nachfragen oder ergänzend Antworten.
Bitte haben Sie etwas Geduld