Schwächungsfaktoren

Sehr geehrter Herr Prof. Ewen,
ich beschäftige mich zur Zeit mit dem Thema Schwächungsfaktoren von Bleiglasbrillen. In der Literatur findet man hierzu unterschiedliche Angaben. Hier werden Schwächungsfaktoren zwischen 2 und 11 genannt. Verstehe ich es richtig, dass man den Schwächungsfaktor aus der DIN EN 61331-1 mit Hilfe des Bleigleichwertes und der Röhrenspannung ermittelt? Wie würde sich zum Beispiel (bei einer Röhrenspannung von 90 kV)die Organ-Äquivalentdosis der Augenlinse (von 100 µSv) bei Verwendung einer Schutzbrille mit dem Bleigleichwert von Pb 0,5 mm reduzieren?
Mit freundlichen Grüßen,
C. Behr.Meenen

christiane.behr-meenen
Sehr geehrte Frau Behr-Meenen, man findet in der Literatur (z.B. im Internet) unterschiedliche Definitionen zu den Schwächungseigenschaften beispielsweise auch von Bleiglasbrillen. Das beginnt schon mit der Wahl der physikalischen Größe, wie z.B. Schwächungsfaktor, Schwächungsgrad, Reduktionsfaktor. Meistens nutzt man, wie Sie es getan haben und es auch in der DIN 6812 („baulicher Strahlenschutz für medizinische Röntgenanlagen bis 300 kV“) geschehen ist, den Schwächungsfaktor (siehe Abschnitt 3.6 in DIN 6812). Es gibt aber eine Reihe weiterer Parameter zur Beschreibung der Wirksamkeit von radiologisch genutzten Schutzbrillen. Es ist also bei „schnellen“ Vergleichen der verschiedenen Produkte untereinander schon etwas Aufmerksamkeit geboten: 1) Äußere Form: Brillen, Visiere (Visiere: geringerer Bleigleichwert, aber größere Schutzfläche gegen „sekundäre“ Streustrahlung, bei Brillen: höherer Bleigleichwert, aber kleinere Schutzfläche). 2) Schutzflächen von Brillen: nur Frontschutz (0,5 oder 0, 75 mm Pb) oder zusätzlich mit Seitenschutz (0,5 mm Pb). Brillen mit Seitenschutz sind unbedingt zu empfehlen, so dass dann ein Frontschutz von 0,5 mm Pb ausreichen würde. 3) Abhängigkeit des Schwächungsfaktors von der Röhrenspannung beachten: Geringere Röhrenspannung – höherer Schwächungsfaktor (siehe Tab. A.4 in DIN 6812). Was Ihre Frage zur Berechnung der Linsendosis für ein konkretes Beispiel betrifft (90 kV, 100 µSv, Pb-Gleichwert: 0,5 mm, Seitenschutz ja oder nein), so kann man wegen des jeweils nur ungenau anzugebenden Einflusses der einzelnen Parameter auf die Dosis nur ein grobes Ergebnis angeben (schätzungsweise um 10 µSv). Aber die Kenntnis nur einer Größenordnung der Dosis ist im Strahlenschutz oft schon eine wichtige Information. Wie gesagt, ein Blick ins Internet liefert einiges zu diesem Thema. Aber darin haben Sie sich bestimmt auch umgeschaut. Mit freundlichem Gruß K. Ewen
Klaus Ewen

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